Gleichstellung: noch nicht selbstverständlich
Noch immer beträgt der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen in der Schweiz 19 Prozent. Der Anteil der Frauen im Top-Management beträgt nach wie vor lächerliche 22 Prozent, obwohl Frauen heute genauso gut oder sogar besser ausgebildet sind als ihre männlichen Kollegen. Die unbezahlte Care Arbeit – also die Sorge-, Pflege-, Betreuungsarbeit für Kinder und pflegebedürftige Angehörige – wird zu Zweidrittel von Frauen geleistet. Alle Menschen sind in gewissen Lebensphasen auf die Fürsorge anderer angewiesen und nehmen Care Arbeit in Anspruch.
Dass es mit der Gleichstellung zwischen Frau und Mann so langsam vorwärts geht, hat neben einem veralteten Familienbild auch damit zu tun, dass Care Arbeit nach wie vor sehr ungleich verteilt ist. Gleichzeitig steht die Schweiz durch die demografische Entwicklung, die aktuelle Migrationspolitik sowie durch die veränderten Anforderungen an Arbeitnehmende in einer digitalisierten Arbeitswelt vor dem Problem eines zunehmenden Fachkräftemangels. «Die Schweizer Wirtschaft kann es sich nicht mehr leisten, weitgehend auf die Erwerbsarbeit von Care Arbeit leistenden Personen zu verzichten.» Es müssen also Lösungen zur besseren Vereinbarkeit zwischen Erwerbs- und Care Arbeit gefunden werden. Mit dem neuen Personalreglement konnten wir in der Stadt Bern optimale Voraussetzungen für die Vereinbarkeit geschaffen. «Dass ich damit dazu beitragen konnte, dass die Stadt Bern damit ein wichtiger Leuchtturm in Sachen Gleichstellung ist, macht mich stolz.»
Familien brauchen Ganztagesschulen
Aber es sind weitere Schritte notwendig: Familien brauchen Schulen, die die Erwerbsarbeit beider Elternteile als Fakt akzeptieren und ihnen nicht immer wieder organisatorische Hürden in den Weg stellen. Es braucht dazu auch mehr und flexiblere Angebote in Kitas und Tagesschulen. Diese Angebote müssen qualitativ hochstehend und bezahlbar sein. Es braucht Ganztagesschulen in allen Quartieren, und es braucht sichere Schulwege, damit Kinder jeden Alters selbständig zur Schule gehen können.
«Es braucht zudem mehr Frauen in Führungspositionen, die als Vorbilder dienen.» Sie können andere Frauen fördern und das gesellschaftliche Bild von Frauen nachhaltig verändern. Auch eine starke Vertretung von unterschiedlichen Frauen in der Politik ist wichtig.
Vorstösse im Stadtrat